Crotus Rubeanus – der berühmteste Dornheimer

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Der um 1480 in Dornheim geborene Humanist Johann Jäger (Crotus Rubianus) gilt als  der berühmteste Bürger der Gemeinde. Als Bauernsohn schaffte er den Aufstieg zum Rektor der Erfurter Universität 1520/21.
Das Gründungsprivileg von Papst Clemens VII. in Avignon aus dem Jahre 1379 erklärt diese zur ältesten Universität Deutschlands. Infolge des Schismas erfolgte ihre Gründung aber erst 1389 durch das Stiftungsprivileg durch Papst Urban VI. in Rom. Sie entwickelte sich schnell zu einem herausragenden geistigen Zentrum im deutschsprachigen Raum. Die Bildungsstätte war auf Bitten der Bürger als nichtkirchliche Universität gegründet worden; sie wurde im 16. Jahrhundert Mittelpunkt des deutschen Humanismus und war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die einzige deutsche Hochschule, an der katholische und evangelische Religion nebeneinander gelehrt wurde. An dieser Universität wurde Johann Jäger 1498 immatrikuliert, hier war Baccalaurius, als Martin Luther 1501 immatrikuliert wurde. Gemeinsam wohnten der Bauernsohn aus Dornheim und der Bergmannssohn aus Eisleben in der Georgenburse. Daran erinnert sich Johann Jäger, als er 1519 aus Bologna an seinen Freund schreibt. „In innigster Feundschaft haben wir uns im Jünglingsalter der schönen Wissenschaft gewidmet.“ 1503 wird Ulrich von Hutten in Erfurt immatrikuliert und Johann Jäger wird ihm als Mentor zugeteilt. Beide schrieben sich im Herbst 1505 in das Matrikel der Universität  Köln ein, damals eine Hochburg der Scholastik. Im Jahr darauf ging Johann Jäger wieder nach Erfurt, wo er 1507 sein Magisterexamen ablegte und bis zum Wintersemester 1509/10 blieb. In dieser Zeit war er ein häufiger Gast beim Kanonikus Mutianus Rufus, der als Nestor des Erfurter Humanistenkreises junge Leute um sich sammelte. Johann Jäger latinisierte seinen Namen erst in Johannes Venatorius, ab 1508/09 nannte er sich Crotus Rubianus. Nachdem er kurze Zeit Erzieher der Grafen Georg und Berthold von Henneberg in Römhild war, folgte er 1510 dann einer Berufung an die damals berühmte Fuldaer Klosterschule, deren Leiter er wurde. Hier bezog er im Religionsstreit um die von dem Humanisten Johannes Reuchlin geäußerten Ansichten dessen Partei und verfasste die ersten „Dunkelmännerbriefe“, die 1515 und 1517 anonym erschienen. 1517 nutzte er das Angebot, die Söhne des Bamberger Adelsgeschlechtes von Fuchs an die Universität Bologna zu begleiten, wo er 1519 promovierte.

Während eines Italienaufenthaltes erwarb Crotus großes Ansehen bei der dort fortschrittlich denkenden Gelehrtenwelt; zum großen Wendepunkt seiner Entwicklung wurde aber die Bekanntschaft mit den Schriften und Ansichten Martin Luthers, für dessen reformatorische Gedanken er sich begeisterte und einsetzte.
Das Professorenkollegium der Universität Erfurt wählte den 1520 aus Italien zurückgekehrten wissenschaftlichen Streiter, den aus einfachen Dornheimer Verhältnissen stammenden Crotus Rubianus, zum Rektor der Universität. In dieser Eigenschaft hat er 1521 Luther auf dessen Weg nach Worms in Erfurt herzlich begrüsst. 1526 befindet sich Crotus am Hof des Herzog Albrecht von Brandenburg in Königsberg. Der Bruch mit dem reformatorischen Gedankengut und damit mit Luther vollzog sich Ende der 1520er Jahre. Die sich abzeichnende lutherische Orthodoxie und die Glaubensstreitigkeiten unter den Reformierten forderten Crotus Rubianus, der jetzt beim Kardinal Albrecht von Mainz auf der Burg Giebichenstein tätig war, heraus und trieben ihn in den folgenden Jahren in die Arme der katholischen Kirche zurück.
Luther verzieh dem ehemaligen Mitstreiter diesen Rückfall nie und titulierte ihn „Dr. Kröte“. Später wurde Crotus vom Kardinal Albrecht als Kanonikus in Halle und Halberstadt eingesetzt.
Crotus starb vor Luther, wahrscheinlich um 1539. Genaueres über das Wann und Wo weiß man nicht. Mag die konfessionelle Wandlung Crotus auch verschiedenartige Deutungen und Wertungen erfahren: es bleiben die oben angeführten Verdienste des Humanisten, des Dornheimer Bürgers.

Mit der Einrichtung einer Heimatstube im Jahre 2001 wurde dem sicher bekanntesten Dornheimer Bürger mit einer Vitrine gedacht. Anläßlich seines 525.Geburtstages konnte im Bürgergemeinschaftshaus Dornheim eine Tafelausstellung eröffnet werden. Auf 18 Ausstellungstafeln ist das Leben und Wirken des Humanisten Crotus Rubianus dargestellt. Seit dem 8.9.2006 befindet sich die Ausstellung im neugeschaffenem Dornheimer Heimatmuseum über dem „Bachstübchen“ und kann von Interessierten nach Voranmeldung besucht werden.

2015, also 500 Jahre nach der Ersterscheinung der „Dunkelmännerbriefe“, studierten Absolventen und Studenten der Hochschule für Theater und Musik Leipzig ein von ihnen auf Anregung des Freundeskreises geschaffenes Stück mit dem Titel „Heller Klang und dunkle Männer“ ein, das in Dornheim und der Michaeliskirche in Erfurt zur Aufführung kam.

Denkmal für Crotus Rubeanus
v.l.n.r.: OMR Dr. Jürgen Frey, Landrätin d. Ilmkreis Petra Enders,Christian Paschold

Mitglieder des Dornheimer Vereins hatten den Plan, dem berühmtesten Dornheimer ein Denkmal zu setzen und gewannen dafür den Erfurter Künstler Christian Paschold. Am 10. September konnte die Landrätin des Ilm-Kreises, Frau Petra Enders, im Beisein des Präsidenten der Universität Erfurt, Magn. Prof. Dr. W. Bauer-Wabnegg und des Präsidenten der Universitätsgesellschaft Erfurt, Thomas M. Hutt, gemeinsam mit Christian Paschold das Denkmal enthüllen.
Ermöglicht wurde dem „Freundeskreis zur Erhaltung der Traukirche von J. S. Bach in Dornheim e.V.“ die Finanzierung des Denkmals durch private Sponsoren, einer Spende der Gemeinde Dornheim aber vor allem duch die großartige Unterstützung der Sparkasse Arnstadt/Ilmenau.