300 Jahre Bachhochzeit in Dornheim 2007

Dem Vorstand unseres Freundeskreises war klar: Ein solches Jubiläum musste besonders gefeiert werden. Schon zu Beginn des Jahres 2007 erging deshalb ein Aufruf an alle Dornheimer Haushalte, in dem um Vorschläge für die Gestaltung der Feierlichkeiten und um Unterstützung gebeten wurde. Eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit wurde eingeleitet. Als Zeitpunkt wurden die Tage vom 12. bis 17. Oktober ausgewählt.

Immer wieder waren wir gefragt worden, warum Johann Sebastian Bach, der seit Juni 1707 als Organist an der St. Blasiuskirche der Freien Reichsstadt Mühlhausen tätig war, unsere kleine Dorfkirche als Ort für die Trauung mit seiner geliebten Cousine zweiten Grades, Maria Barbara Bach ausgewählt hatte. Das Mitglied unseres Freundeskreises, Dr.Jürgen Frey war dieser Frage nachgegangen und zu dem Ergebnis gekommen, dass die Freundschaft des jungen Organisten zum damaligen Pfarrer in Dornheim Johann Lorenz Stauber der Grund war. Auf jeden Fall muss Bach im Frühherbst 1707 in Dornheim gewesen sein, um mit Stauber die Motalitäten abzusprechen.

Wie dieses Gespräch verlaufen sein könnte, darüber hat sich J. Frey Gedanken gemacht und diese zu einem 25 Minuten dauernden Drei-Personen-Stück zusammengeschrieben. Dieses „Fiktive Gespräch zwischen J.S. Bach und dem Dornheimer Pfarrer J. L. Stauber“ kam am 12. Oktober, wegen der großen Nachfrage gleich zweimal, zur Aufführung. Sein Inhalt ist nicht immer ernst zunehmen und enthält manche Anspielung an die Gegenwart, die vom Publikum mit Heiterkeit quittiert wurden. Der junge Bach wurde von Holger Huth dargestellt, Rosemarie Frey übernahm die Rolle der Magd, während der Autor in die Rolle des Pfarrers geschlüpft war. Im Anschluss daran konnten die Besucher noch ein schönes Konzert mit dem Essener Organisten Jürgen Nober erlebt. An diesem Tag wurde auch zum ersten Male die „Festschrift 300 .Jahre Bachhochzeit in Dornheim“ verkauft, die über den Freundeskreis zu beziehen ist. Sie enthält viele Informationen über das Brautpaar, die Traukirche und den Traupfarrer, aber es werden auch darüber Gedanken angestellt, wer von der großen Bachfamilie am 17. Oktober 1707 in Dornheim gewesen sein könnte.

Am anderen Morgen schien die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Um 10 Uhr wurde der historische Markt mit 20 Schaustellern eröffnet. Ca. 1600 Besucher waren in Dornheim, als 13 Uhr vor dem Torhaus der Vereinsvorsitzende Siegfried Neumann gemeinsam mit dem Bürgermeister Burkhardt Walther die Gäste aus Nah und Fern begrüßte. Nur wenig später läuteten die Glocken. Der historisch Hochzeitszug, angeführt vorn Brautpaar und den Streukindern, näherte sich aus Richtung Arnstadt. Die Verantwortlichen für den Hochzeitszug hatten auch manche bekannte Bachfigur in den Zug aufgenommen, die im Oktober 1707 nicht mehr am Leben war. So folgten dem Brautpaar die Eltern von Maria Barbara, Johann Michael und Catharina Bach aus Gehren. Aus Wechmar kam der Stammvater der Bachfamilie, Veit Bach mit seiner Frau Magdalena. Aber auch die gemeinsamen Urgroßeltern des Brautpaares waren gekommen, Johannes (Hans der Spielmann) und Anna Bach. Der Arnstädter Heinrich Bach, der Großvater der Braut befand auch sich im Hochzeitszug. Von den 1707 lebenden Mitgliedern der Bachfamilie entdeckte man den in Ohrdruf wirkenden Bruder des Bräutigams, Johann Christoph Bach mit seiner Gattin Johanna Dorothea. Von Meiningen waren Johann Ludwig und Susanna Maria Bach gekommen. Selbst der schon in die Jahre gekommene Direktor der Erfurter Ratsmusik Johann Egydius Bach gab dem jungen Paar mit seiner Anwesenheit die Ehre. Da durfte der Arnstädter Bürgermeister Martin Feldhaus mit seiner Frau Margarethe, geborene Wedemann, nicht fehlen. Deren Kinder fungierten als Brautjungfern. Und noch eine Schwester der Mutter von Maria Barbara war gekommen: Regina Wedemann. Bei ihr hatten sich Maria Barbara kennen- und lieben gelernt. Für Regina Wedemann hatte der Tag noch eine besondere Bedeutung, lernte sie doch den eben verwitweten Pfarrer Stauber kennen, den sie acht Monate später in Dornheim heiraten sollte. Ebenfalls aus dem nahen Arnstadt kam der Nachfolger von Johann Sebastian als Organist an der Neuen Kirche, Johann Ernst Bach, der seine Mutter Martha Elisabeth mitgebracht hatte. Auch Johann Christoph Bach aus Gehren, einer der Nachfolger von Johann Michael, befand sich mit seiner Frau Anna Margaretha Susanna im Zug. Den weitesten Anmarschweg hatte der Freund des Bräutigams, der Pfarrer von St. Marien in Mühlhausen, Archidiakonus Eilmar.Der prächtige Hochzeitszug in historischen Kostümen wurde von den Zuschauern jubelnd begrüßt.

Schon im Frühjahr 2007 hatte der Vorstand 50 Paare. die ebenfalls, in unserer Kirche geheiratet hatten, eingeladen, und ihnen die Teilnahme an den Feierlichkeiten und die Wiederholung des Eheversprechens angeboten, 20 Ehepaare waren der Einladung gefolgt und sie zogen nach dem historischen Zug unter den Klängen von Bachs Präludium in C für Orgel und Trompete in die festlich geschmückte und bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche ein. Feierlich gedachte Pfarrer H. P. Kopitzsch der Trauung vor 300 Jahren und segnete die Paare, die das Eheversprechen wiederholten. Musikalisch wurde die Handlung in der Kirche vom Ensemble der ev. Kirche zum Heiligen Kreuz aus Augsburg, unter der Leitung von Dr. F. Reithmeyr, ausgestaltet.
Danach nahm die historische Hochzeitsgesellschaft an einer festlichen Tafel im Kirchhof Platz, die dreistöckige Hochzeitstorte wurde angeschnitten und die extra für diesen Tag hergestellte „Bachshochzeitstasse“ wurde kreiert. (Auch diese kann über den Freundeskreis erworben werden.) Für die Besucher fand das gemeinsame Kaffeetrinken im Festzelt und im Bürgergemeinschafthaus statt. Dass der von den Dornheimer Hausfrauen gebackene Kuchen geschmeckt hat, belegt die Tatsache, dass von den 60 Blechen Kuchen nichts übrig blieb. Im Bürgergemeinschaftshaus war auch eine interessante Ausstellung über Bachdenkmale in Deutschland und von internationalen Briefmarken und Ersttagsbriefen zum Thema Bach aufgebaut. Der Philatelieverein
Arnstadt hatte extra einen Ersttagsbrief und einen Sonderstempel „300 Jahre Bachhochzeit in Arnstadt “ hergestellt und zum Verkauf angeboten.
Musikalisch ging es mit der szenischen Darstellung der Kaffee- und der Bauernkantate durch den Blankenhainer Musizierkreis    witer, ehe um 19 Uhr das festliche Konzert in der Traukirche stattfand. Der Höhepunkt und zugleich Abschluss dieses Konzertes des Doppelquartettes „Cantio Augusta“ und des Ensemble der ev.. Kirche zum Heiligen Kreuz war dann die Trauungskantate. Noch am selben Abend berichtete das MDR-Fernsehen von den Feierlichkeiten in Domheim, wenige Tage später stand die Nachstellung der Bachhochzeit in Dornheim im Mittelpunkt der Sendereihe „In Thüringen unterwegs“ vom MDR-Fernsehfunk.
Noch einmal mehr als 200 Gäste waren am eigentlichen Trauungstag, dem 17. Oktober gekommen, und sie erlebten ein grandioses Konzert mit dem weltbekannten Piccolotrompeter Professor Otto Sauter und dem hoch begabten jungen Organisten Christian Schmidt.

Weitere Bilder finden Sie in unserer Bildergalerie (Fotos TA-Arnstadt, Herr Schmiedl):